Entdeckung der Langsamkeit

Vom Boom der Hochsee-Kreuzfahrten können Flussreiseanbieter nur träumen. Doch auch Flussreisen werden immer beliebter – zu Recht.

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Wer die Landschaft genießen möchte, fährt mit dem Flussschiff. Hier auf dem Douro in Portugal…

Auf Flüssen kann man doch nicht kreuzen, man spürt ja noch nicht einmal Wind und Wellen“, lautet häufig das Urteil von Hochseefans über Flusskreuzfahrten. Flussreisen gelten als langweilig und nur für ältere Semester geeignet. Zu Unrecht. Letzteres lässt sich natürlich nicht leugnen – im Durchschnitt sind zwei Drittel der Flussschiff-Reisenden über 55 Jahre, während sich die Passagiere auf den Hochseeschiffen in den letzten zehn Jahren enorm verjüngt haben. Dafür aber haben Flussreisen ihren ganz eigenen Charme: Das Land immer in Sicht, gleiten die Schiffe mit im Schnitt 18 Kilometer pro Stunde gemächlich dahin, und wer an Oberdeck sitzt, kann unbekannte Dörfer entdecken und Regionen besonders intensiv erleben – Entschleunigung und Selbstbeobachtung inklusive. Die Vielfalt an Reisezielen und der langsame Weg zu ihnen – das macht den Reiz von Flusskreuzfahrten aus.

Das gilt für die klassischen Fahrten am Rhein – auf dem vor Jahrzehnten die Flusstouristik begann – und denen auf seinen Nebenflüssen Mosel, Main und Neckar. Das gilt für die Elbe, auf der man auf den Spuren der gesamtdeutschen Geschichte fährt. Und es gilt für die Donau, den neben dem Rhein mit Abstand meistbefahrenen Strom, und die Rhône (mit der Saône), wo man zwischen Weinbergen und unter dem Licht der Provence reist. Exotischeres Ziel ist die Wolga (mit Swir und Newa) in Russland: Es gibt keine bessere Art, das alte Reich der Zaren und seine Metropolen St. Petersburg und Moskau kennenzulernen. Oder der Nil, der Strom der Pharaonen (auf dem die Reisen allerdings in den letzten Jahren aufgrund der politisch instabilen Lage in Ägypten stark abgenommen haben) und den Yangzi in China. Weitere aufregende Ziele sind der Mekong in Vietnam und Kambodscha, der Irrawady in Myanmar, der Amazonas in Brasilien und Peru. Oder aber, viel näher: die Havel, die Oder, die Weichsel, die Saar. Der Douro in Portugal, die Seine ab Paris, der Po von Cremona bis kurz vor Venedig.

Bei den kulturell prallen Flussreisen sieht man gerne darüber hinweg, dass auf den Schiffen wesentlich engere Verhältnisse herrschen als auf Hochsee-Cruisern. Flüsse, Schleusen und Brücken haben nun einmal vorgegebene Maße – d.h. ein „größer, höher, breiter“, wie es bei Hochseeschiffen zu beobachten ist, wird es hier nicht geben. Bei durchschnittlich 100 Passagieren an Bord liegt die Größe für eine Standard-Kabine lediglich zwischen 12 und 22 Quadratmetern. Bei den Platzverhältnissen bleibt selbstverständlich auch das Angebot an Fitness- oder Wellnessräumen mäßig.
Wer Bewegung braucht, hat bei einigen Anbietern aber eine super Alternative: Man steigt an einem Hafen aus, schwingt sich aufs Fahrrad, fährt voraus und steigt am nächsten Hafen wieder ein. Wer benötigt da noch ein Fitness-Programm an Bord?

Apropos: US-Reedereien planen inzwischen Riesen-Flussschiffe für bis zu 200 Passagiere mit Pool, Fitnessräumen und größeren Kabinen, die auf der Donau eingesetzt werden sollen. Allerdings gilt hier: Je größer das Schiff, desto eingeschränkter werden wieder die Fahrgebiete.

Fotos: Shutterstock

Sehr beliebt sind Donau-Flussreisen mit Stopps in den K.u.K.-Metropolen. Hier in der ungarischen Hauptstadt Budapest.

Monumental und atemberaubend: die Bastei im Elbsandsteingebirge in der sächsischen Schweiz – auf Elbflussreisen ein beliebtes Ziel.