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Daten ahoi!

Digitale Kommunikation und digitale Prozesse spielen an Bord eine immer größere Rolle: ein Blick hinter die Kulissen.

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Illustration:

Shutterstock

Da steht er nun mit geradezu erwartungsvollem Blick: Pepper. Er unterstützt Passagiere beim Check-in oder hilft beider Suche nach dem passenden Restaurant. Er spricht mehrere Sprachen, ist genügsam und wendig, sogar Anfassen ist erlaubt. Pepper ist ein emotional interagierender, sprechender Roboter – einer der ersten, der die wichtigsten menschlichen Gefühlsempfindungen „lesen“ kann. Der Bordroboter gehört seit 2016 auf ausgewählten Schiffen von AIDA Cruises und Costa Kreuzfahrten zur Besatzung. Seine wichtigsten Merkmale: ein 10-Zoll Touchscreen, 17 Gelenke, drei Laufräder und eine 3D-Kamera zur Erkennung von Menschen und Bewegungen.

Digitalisierung in der Kreuzschifffahrt hat viele Gesichter: unterhaltsame wie Pepper, spektakuläre wie die Hologrammbühnen auf Mein Schiff 5 und 6 oder hilfreiche wie Virtual Reality Brillen, mit denen Gäste bereits im Reisebüro „an Bord“ gehen können. Viele Einsatzbereiche bekommt der Passagier aber gar nicht zu Gesicht: Sie finden auf der Brücke, unter Deck und an Land statt.

Intelligente Technologien an Bord
Digitalisierung ist auch ein großes Thema bei GE Marine Solutions; der Industrieriese entwickelt keineswegs nur Hardware wie Motoren oder Gasturbinen. Als die Queen Mary 2 im Oktober 2016 zur Überholung in Hamburg im Trockendock lag, war GE dabei; dass deren technische Komponenten in geradezu rekordverdächtiger Zeit eingebaut werden konnten, hatte einen Grund: Die Teile waren zuvor bereits in Frankreich getestet und abgenommen worden – im Echtzeitsimulator.

Tim Schweikert, President & CEO von GEMarine Solutions, sieht das gesamte „Ökosystem“ Schifffahrt derzeit im Umbruch – einer der Gründe ist die Digitalisierung. Schweikert weiß um die aktuellen Problemstellungen der Kreuzfahrtbranche: „Ungeplante Ausfallzeiten können zu Reiseunterbrechungen und Umsatzverlusten führen und einer Marke Schaden zufügen. Analysetools erlauben es, den potenziellen Ausfall von technischen Komponenten vorauszusagen, bevor es überhaupt zu einer Störung oder gar Reiseunterbrechung kommt.“

Soll heißen: Wo heute noch nach Turnus und Terminplan gewartet wird, dürfte man in Zukunft auf „predictive maintentance“, vorausschauende Instandhaltung, setzen. Daten in Echtzeit werden dann den „Gesundheitszustand“ an Bord dokumentieren und Analysetools über den Verschleißzustand von Komponenten informieren, bevor es überhaupt zu deren Ausfall kommt: Prozesse, die die Kosten für Reparatur und Instandhaltung von Schiffen erheblich senken können.

„Digitale Technologien können zudem die Energieeffizienz von Schiffen verbessern“, erläutert Schweikert. „Die Analyse von Wetter- und Strömungsdaten ermöglichen, den Antrieb und die Geschwindigkeit zu optimieren. Auch erlauben solche Daten, intelligente Entscheidungen zu treffen, z.B. auf der Route auf sauberere Brennstoffe umzustellen und so Emissionen und Treibstoffkosten stärker zu vermindern. Regulierungen und neue Routen sind Herausforderungen und Chance zugleich. Wenn die Kreuzfahrtindustrie auf digitalen Wassern segelt, wird sie vom effizienteren Betrieb mit geringerem CO2-Fußabdruck profitieren und den Passagieren eine ruhige, angenehme Fahrt gewährleisten.“

Schifffahrt 4.0 – den Daten gehört die Zukunft.
Alle Beteiligten der Schifffahrtsbranche setzen auf digitale Prozesse. Im von der EU geförderten Projekt „Sea Traffic Management“ (STM) haben mehr als 50 Unternehmen, Behörden und Institutionen aus 13 Ländern zusammengefunden. Ihr Ziel: die Schifffahrt sicherer, effizienter und umweltfreundlicher zu machen – durch das Sammeln und den Austausch von Daten. Den Schiffen soll das unter anderem ermöglichen, besonders frequentierte Gebiete oder umweltsensible Zonen zu meiden, Sicherheitsinformationen auszutauschen und Hafenzeiten zu optimieren. Mit im Boot sind Häfen wie der von Barcelona, Forschungsstätten wie Fraunhofer oder die Hochschule Flensburg, Behörden wie die Norwegische Küstenadministration oder die Danish Maritime Authority und schließlich Unternehmen wie Costa Crociere, der finnische Schiffbauer Wärtsila oder der dänische Softwarehersteller Navicon.

Auf dem Weg zum Cypership?
Auch die Klassifikationsgesellschaft DNV GL ist tätig geworden: Sie bietet Reedereien nicht nur eine Software zum Flottenmonitoring, sondern hat jüngst eigene Flottenperformance-Zentren in Hamburg und Singapur eröffnet. Hier können Kunden nun ihre Schiffe auf Basis von digital übermittelten Betriebsdaten überwachen und deren Effizienz von Experten optimieren lassen. Mit der Definition von sechs „Autonomy Levels“ (AL) hat Schiffsklassifizierer Lloyd’s bereits in die Zukunft geblickt: Stufe AL6, das komplett autonome Schiff, steht am Ende einer neuen Skala – für Frachtschiffe keine völlig unvorstellbare Option. Einen kleinen Vorgeschmack geben die ersten teilautonomen Fähren, die 2018 in Norwegen in Betrieb gehen werden. Prozesse mit Energiesparpotenzial wie Beschleunigung oder Bremsen werden dann von intelligenten Systemen an Bord gesteuert. Die kritischen Abschnitte einer Reisebleiben fest in Menschenhand: An- und Ablegen wird weiterhin der Kapitän. Kreuzfahrtreisende brauchen sich angesichts solcher Umbrüche jedoch keine Sorgen zu machen. Für sie wird die Digitalisierung, ganz gleich ob unter oder auf Deck, in jedem Fall mehr Sicherheit, Zuverlässigkeit und Komfort garantieren.

Foto: Costa Kreuzfahrten