Schiffsmeldungen

Auch Kreuzfahrtschiffe können eine bewegte Biografie haben. Drei Schiffslegenden stellen wir vor – garantiert kein Seemannsgarn!

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Das Ende der Monarchie

Im Januar 1891 sticht sie in Richtung Ägypten in
 See und markiert den Beginn der Kreuzfahrt: der Schnelldampfer Augusta Victoria. Der einzige Makel – zwei Schreibfehler im Namen des nach Kaiserin Auguste Viktoria benannten Luxusliners – wird 1897 behoben. Bis 1904 wird sie für Kreuzfahrten eingesetzt, dann an die russische Marine verkauft. Als Hilfskreuzer Koban steuert sie in den russisch-japanischen Krieg. 1907, nur 20 Jahre alt, wird sie abgewrackt. Die royale Nachfolgerin Kaiserin Auguste Viktoria ist zu diesem Zeitpunkt bereits in Betrieb. Auch ihr ist ein wechselhaftes Schicksal beschieden.

Nach Ende des ersten Weltkrieges geht sie als Reparationsleistung nach Großbritannien, dient als Truppentransporter für US-Soldaten, fährt für Cunard die Transatlantikroute und pendelt schließlich – unter der Ägide der Kanadi- schen Eisenbahn – als Empress of Scotland zwischen der Alten und der Neuen Welt. 1930, nur wenig älter als die erste Augusta Victoria, wird sie zum Abbruch verkauft. Die Namensgeberin, die wahre Auguste Viktoria, stirbt 1921 im niederländischen Exil.

Stolze Pioniere der Kreuzfahrt: die Besatzung der Augusta Victoria 1891

Foto: Hapag-Lloyd AG

 

Haifischbecken

Goldgerahmte Spiegel, Marmorböden, Swarovski-Leuchter: Die Phoenicia, die die libysche Regierung 2010 bei der französischen Werft STX in Auftrag gibt, lässt in Sachen Pracht nichts zu wünschen übrig. Doch der arabische Frühling setzt den Kreuzfahrtambitionen Libyens ein Ende. Das Schiff wird weitergebaut, denn MSC Kreuzfahrten springt ein; als MSC Preziosa wird es 2013 in Genua getauft. Die einzige Sensation, auf die Gäste des Schiffes im Gegensatz zur ursprünglichen Planung verzichten müssen: ein Aquarium für sechs lebende Haie mit einem Fassungsvermögen von 120 Tonnen. Der Ersatz für die eigenwillige Attraktion fällt ähnlich spektakulär, aber familienfreundlicher aus: Es ist eine 120 Meter lange Wasserrutsche.

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An Bord, Genossen!

Ein tragischer Unfall setzt dieses Schiff ins Rampenlicht: 1956 kollidiert der schwedische Passagierdampfer Stockholm mit der legendären Andrea Doria. Der italienische Luxusliner sinkt
 vor der Ostküste der USA. Die 1946 in Göteborg gebaute Stockholm aber wird repariert und beginnt ein zweites Leben im Dienst des Sozialismus: Für 20 Millionen Schwedische Kronen (plus 1 Million für das Inventar) kauft die DDR im Januar 1960 die Stockholm als ihr erstes Kreuzfahrtschiff.

Sie wird zur Völkerfreundschaft und ist fortan im Auftrag des Feriendienstes des Gewerkschaftsbundes und des staatlichen Reisebüros unterwegs. Der Kreuzfahrer beschert Werktätigen der DDR – natürlich als Einklassenschiff – Ferien auf der Nord- und Ostsee, auf dem Schwarzmeer und sogar bis nach Kuba: Während der Kubakrise Oktober 1962 durchfährt die Völkerfreundschaft unverdrossen die US-amerikanische Blockadelinie.

Das Schiff dient als Vehikel für „Republikfluchten“, reist als DDR-Staatsyacht nach Ägypten und sorgt im Charter für Stena Lines für Devisen. 1985 wird es verkauft (und abgelöst von der Arkona – die wiederum hatte bereits als Astor und TV-„Traumschiff“ Karriere gemacht). Die Völkerfreundschaft wird im Laufe der nächsten Jahrzehnte zur Volker, Fridtjof Nansen, Italia Prima, Valtur Prima, Athena, Azores und schließlich Astoria. Von der ursprünglichen Stockholm ist nach unzähligen Umbauten praktisch nur noch der Rumpf übrig. Damit aber ist sie das älteste noch im Einsatz stehende Kreuzfahrtschiff der Welt.

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